Den Bus auf die Erfolgsspur bringen
12. Juni 2015
Im Rahmen einer eintägigen Exkursion haben sich Kommunalpolitiker aus Hohenmölsen und Teuchern, Verwaltungsmitarbeiter des Burgenlandkreises sowie Mitarbeiter des Mitteldeutschen Verkehrsverbunds (MDV), der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA) und der PVG Burgenlandkreis unter Anleitung von Experten ein Bild vom aktuellen Zustand des Busverkehrssystems in der Region gemacht und Probleme selbst hautnah erlebt. Den lebhaften Diskussionen unterwegs war eine Erkenntnis gemeinsam: Es gibt ein größeres Potenzial für Bus und Bahn als derzeit genutzt.
Warum glaubt die Hälfte der bundesdeutschen Bevölkerung, dass der öffentliche Verkehr nicht geeignet sei, ein leistungsfähiges Mobilitätsangebot für alle Wegezwecke, wie bspw. Einkaufen, Arztbesuche und Freizeitnutzung bereitzustellen?
Diesem Thema wurde auf einer Fachexkursion im Bereich der Städte Lützen, Hohenmölsen, Weißenfels und Teuchern mit dem Verkehrsexperten Prof. Heiner Monheim nachgegangen. Weil der MDV damit rechnet, dass vor allem auf dem Land in Zukunft viel mehr Menschen auf öffentliche Mobilität angewiesen sein werden, hat er gemeinsam mit dem Land Sachsen-Anhalt, dem Burgendlandkreis, den vier Städten Weißenfels, Hohenmölsen, Lützen und Teuchern, der NASA GmbH und dem örtlichen Verkehrsunternehmen das Projekt ›Rippach-/ Saaletal mobil‹ gestartet. Ziel ist es, den Busverkehr für alle Menschen zu einer tragfähigen alltäglichen Mobilitätsoption aufzuwerten. »Acht Prozent Marktanteil für den ÖPNV hier in der Region, das kann uns nicht zufriedenstellen«, so MDV-Geschäftsführer Steffen Lehmann. Für die Planung eines neuen Busnetzes holt er sich deshalb Rat bei der kombiBUS Gruppe, die auch in anderen Regionen bereits Verbesserungen im Busverkehr erreichen konnte.
Die Schwächen des regionalen Personennahverkehrs liegen aber überraschenderweise selten beim Thema Pünktlichkeit. »Das der Bus sich verspätet, schmerzt eigentlich wenig, wenn der nächste überhaupt erst in zwei oder drei Stunden kommt.«, stellt Prof. Dr. Heiner Monheim klar. »Genau dort liegt aber das Problem: im System – zu wenige Fahrten, zu weite Wege bis zur Haltestelle, zu knappe oder gar keine Anschlüsse.«
Ausgangspunkt der Arbeiten ist dabei zunächst immer die Frage, in welchem Zustand sich das Busangebot aktuell befindet. »Das lässt sich vom Schreibtisch aus aber nur unzureichend ermitteln«, gibt Verkehrsexperte Monheim zu bedenken. »Ecken und Knackpunkte, die real vorhanden sind, aber in keinem Dokument auftauchen, können da leicht übersehen werden.« Deshalb hat die kombiBUS Gruppe eine gemeinsame Exkursion für alle Projektbeteiligten organisiert. Vor Ort konnten die Teilnehmer schwierige Situationen und Negativbeispiele besichtigen und gemeinsam künftige Lösungen erörtern. Andy Haugk, Bürgermeister von Hohenmölsen, zeigt sich begeistert, aber auch nachdenklich: »Wir können die Region nur durch eine gut funktionierende Infrastruktur stärken. Ein gutes Nahverkehrsnetz, das die Bürger an ihrer Wohnungstür abholt und dort hinbringt, wo sie hinwollen – Arzt, Einkaufszentrum oder Freizeiteinrichtung – das müssen wir nun gemeinsam umsetzen. Eine Knobelaufgabe, die wir nur im Dialog lösen können.« Frank Puschendorf, Bürgermeister der Stadt Teuchern, ergänzt: »Wir haben heute ein reales Bild des Zustandes vor Ort erhalten. Es ist deckungsgleich mit den vielen Bürgermeldungen, die in der letzten Zeit an uns herangetragen wurden. Es gilt jetzt ein Konzept zu entwickeln, das eine Idee aufzeigt, für das wir, die kommunalen Vertreter, vor Ort werben und begeistern können.« Die Teilnehmer waren sich über das Veranstaltungsformat einig: »Solch eine Exkursion vermittelt ein Gefühl für den Raum. Sie gewährt reale Einblicke zum Bedarf der Bevölkerung. Nahverkehr darf nicht kompliziert sein, sondern muss leicht benutzbar bleiben. «, so Martin Böttcher von der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH.
Die Erkenntnisse fließen in ein Konzept ein, das bis Ende November 2015 vorgelegt werden soll. Das Projekt Rippach-/Saaletal mobil wird vom Land Sachsen-Anhalt im Rahmen der Demografierichtlinie gefördert.